Je älter man wird, umso mehr Erfahrung sammelt man natürlich beim Kochen. Man kocht alleine und lernt aus Fehlern, man kocht mit Freunden und lernt von ihnen, man schaut stundenlang RTL Living und lernt von TV Köchen und manchmal lernt man etwas, das einem im Gedächtnis bleibt und einen prägt.
Als ich noch in Mainz gewohnt habe, hatten Ingeborg und ich eine vietnamesische Kommilitonin, Bigi. Sie war so nett, zuvorkommend und manchmal so verloren, allein in Deutschland. Je mehr wir Zeit mit ihr verbracht haben, umso mehr stieg die Bewunderung. Dafür, dass sie alleine hier nach Deutschland gekommen ist, um zu studieren, um sich in ihrer Heimat Vietnam ein besseres Leben zu ermöglichen. Ganz besonders genossen habe ich es, wenn sie mit uns vietnamesisch gekocht hat.
In unserer Studentenwohnung stand ein Gasherd, der hatte richtig Feuer. Kuchen backen konnte man nicht, denn der Herd wurde nur heiß. Eine Regulierung gab es nicht, sondern eben nur sehr heiß oder wahnsinnig heiß. Auch die Plattenhitze lies sich nur schwer regulieren und wenn wir etwas wie Frühlingsrollen selbstgemacht haben, roch die Wohnung danach stundenlang nach Fett.
Bigi zeigte uns, wie man getrocknete Pilze für die Rollen vorbereitet, wie man feine Julienne schneidet und wie man die Füllung in eingeweichtes Reispapier wickelt. Als es ans Braten der Rollen in hohem Fett ging, waren wir alle überfordert, vor allem Bigi mit dem deutschen Küchenwerkzeug. Es endete damit, dass sie zwei Kochlöffel umdrehte und damit als Stäbchenersatz die Frühlingsrollen gewendet hat. Auch wenn es schon viele Jahre her ist, so werde ich diesen Kochtag nie vergessen.
Vor kurzem beschloss ich, selbst wieder einmal Frühlingsrollen zu machen. Dieses Mal aber ohne Reispapier, sondern mit TK-Frühlingsrollenteig aus dem Asia-Laden. Schmeckt mir noch besser und lässt sich auch leichter handhaben. Die Packungen sind sehr groß und es bietet sich an, gleich auch noch süße Frühlingsrollen z.B. mit Bananen- oder Mango-Füllung zu machen.
Selbstgemachte Frühlingsrollen mit Rotkohl
Zutaten
- 20 Blätter TK-Frühlingsrollenblätter
- Ca. 300 g Rotkohl
- Ca. 3 Karotten
- 1 Zucchini
- 50 g getrocknete Shiitake-Pilze
- Ca. 400 ml Bratöl zum Frittieren
- Wahlweise: klein geschnittene Zwiebeln, in Juliennestifte geschnittene Frühlingszwiebeln, in Juliennestifte geschnittene Kohlrabi, in Julienne geschnittene Rote Bete, sehr kleine Brokkoli-Röschen, Gemüse nach Geschmack
- Als Dip: Süß-Saure Soße aus dem Bioladen
Anleitungen
- Zu Beginn der Vorbereitungen die TK-Frühlingsrollenblätter aus dem Tiefkühler holen und auftauen lassen, das dauert ca. 15 Minuten. Inzwischen das Gemüse putzen und waschen und alles in sehr feine Stifte, sogenannte Julienne-Stifte schneiden. Die Pilze mit Wasser aus dem Wasserkocher überbrühen und einweichen.
- Die TK-Blätter vorsichtig voneinanderlösen und ein kleines Schälchen mit Wasser und einen Pinsel bereitstellen. Die Pilze aus dem Wasser nehmen, ausdrücken und in feine Streifen schneiden.
- Die Frühlingsrollenblätter jeweils mit der Spitze nach unten und oben auf ein großes Brett legen und die Ränder mit Wasser einpinseln. Die Füllung im unten Drittel platzieren, dann die untere Spitze nach oben schlagen und die Rolle einmal um sich selbst drehen. Dann die Seiten einschlagen und die Rolle bis zum Ende aufdrehen. Durch das Nassmachen mit dem Pinsel halten die Blätter gut zusammen. Die Rollen sollten 2-3 cm dick sein, Füllmenge als anpassen.
- Rollen zur Seite legen, so dass sie sich möglichst nicht berühren. Das Öl in einem kleinen Topf erhitzen, aber nicht zu stark. Ein Holzstäbchen ins Öl stecken, sobald Blasen aufsteigen, ist das Öl warm genug. Nun ca. 2-3 Rollen gleichzeitig frittieren. Die Rollen dazu langsam hineingleiten lassen und von jeder Seite ca. 2-3 Minuten, je nachdem wie schnell sie bräunen. Zum Wenden eigenen sich tatsächlich Stäbchen oder zwei Gabeln sehr gut. Die Rollen dann auf Küchenpapier abtropfen lassen. Die Rollen halten sehr lange die Hitze, deshalb kann man sie gut nacheinander zubereiten.
Was man ebenfalls lernt mit der Zeit, ist, dass man nicht mehr alles selbst machen muss. Meine Süß-Saure Soße, die ich gerne zu den Rollen esse, kaufe ich im Bioladen. Zum Beispiel von Arche Naturküche.
Da ich Rotkohl sehr gerne mag und dieses Jahr 10 Köpfe im Saisongarten hatte, habe ich schon unzählige Leckereien damit gezaubert. Z.B. meinen Wintersalat-Baukasten, Rotkohl-Tsatsiki oder Rotkraut-Fenchel-Salat mit Ziegenkäse.
Auch Clara vom Blog Tastesheriff hat sich mit dem Rotkohl als Gemüse beschäftigt und sammelt dazu leckere Rezepte auf ihrem Blog. Ich beteilige mich gerne an der Gemüseexpedition.
Großartig und auch noch vegan, doppelt gut!!!
Grüße sendet
Jesse Gabriel
Als Familie hatten wir zu DDR-Zeiten einen vietnamesischen lieben Bekannten, ja fast schon Familien-Mitglied. Wenn er für uns gekocht hat, war das jeweils ein Hochgenuss voller unbekannter Aromen und dem Duft der weiten Welt. Herrlich!
Ja, das kann ich dir total nachvollziehen. Mir ging es beim ersten Mal kochen mit Biggy ganz genauso.
Hallo Lena!
Sollte man das Rotkraut vorher etwas dünsten?
LG Gaby
Liebe Gaby, ich schneide das Kraut nur ganz fein – ich mag es lieber bissfest. Wenn du gerne weich und gar isst, dann dünste es ruhig vorher etwas an. LG Lena