Um ehrlich zu sein, gibt es in meiner Küche ziemlich oft Reste. Reste von Gemüse, Reste von Brot und Reste von Kräutern. Selbst 2 cm Staudensellerieabschnitte werden aufgehoben und auch drei Gabeln gekochte Nudeln. Ich kann (und will) einfach nichts verwerfen. Das habe ich definitiv von meinem Opa. Schon als ich noch ein Kind war, galt er als unsere lebende Resteverwertung und er bot nach jedem Mittagessen an, die Reste am nächsten Tag noch zu essen. Auch wenn das meine Mutter immer in den Wahnsinn trieb, so bin ich heute ganz genauso. Essen ist zu wertvoll, um es wegzuwerfen. Und aus Resten entstehen bei mir die leckersten Gerichte.
Da eine solche Resteküche abwechslungsreich, gesund und vor allem lecker sein kann, will ich euch heute meinen Salatbaukasten vorstellen. Mit ein paar einfachen Tipps und Tricks ist nämlich nichts einfacher als das, ein köstliches Essen zu zaubern.
Je nach Saison steht uns ein unterschiedliches Angebot an frischem Obst und Gemüse zur Auswahl. Dies gilt es kreativ zu verwerten und einzusetzen. Aktuell finde ich auf dem Markt: frischen Kohl (Weißkohl, Rotkohl, Grünkohl, Wirsing, Rosenkohl und Spitzkohl), Wurzeln (Schwarzwurzeln, Pastinaken, Petersilienwurzel, Rote Bete, Steckrübe und Knollensellerie), Salate (Feldsalat, Endivie, Chicoree und Radicchio), außerdem Lauch, Topinambur, Zwiebeln und Kartoffeln. Eine riesengroße Auswahl, dafür dass wir uns oft über kaum frisches Obst und Gemüse im Winter beschweren.
Doch wie kann ich Sellerie, Rotkohl oder Zwiebeln kreativ verarbeiten?
- Auf die Textur kommt es an: Keiner will auf 2 cm großen rohen Rotkohlstücken herumbeißen. Hauchdünn gehobelt und mit Salz und Öl etwas weich geknetet ist er aber ein Genuss. Setzt also die feine und grobe Küchenreibe ein, schneidet Gemüse auf dem V-Hobel in feine Scheiben. Püriert Gemüse und rührt es unter einen Dip. Kocht es weich oder bratet es knusprig an.
- Unterschiedliche Temperaturen: Wer sagt, das nicht warmes im Salat sein darf? Kombiniert kalte und warme Zutaten. Bratkartoffeln, warme Ingwer-Karotten, geschmälzte Zwiebeln oder gerösteter Rosenkohl passen wunderbar zu rohem Chicoree oder Radicchio sowie zu frischem Salat. Auch lauwarmes Getreide wie Quinoa, Couscous oder Hirse lassen sich herrlich mit rohen Zutaten mischen.
- Roh macht froh: Wer sagt, dass man Kohl nicht roh essen kann? Zerkochten Rotkohl oder Grünkohl kennen wir wohl alle, aber das man das Kultgemüse auch roh verzehren kann, davor machen viele Halt. Einfach mal hauchdünn hobeln oder mit Öl weichkneten. Auch Karotten, Kohlrabi und Topinambur können toll als Rohkost genossen werden. Gerade in Verbindung mit nativen Ölen gibt es so die optimale Vitaminversorgung.
- Passt nicht, gibt’s nicht: Bei mir gilt, dass es erstmal keine Kombination gibt, die nicht passt. (Gut, warum die Italiener Nudeln und Kartoffeln mit warmem Rucola kombinieren ist mir schleierhaft.) Apfel und Rotkohl passt genauso wie Apfel und Staudensellerie oder Rotkohl und Orangen. Pastinaken und Rote Bete Chips passen genauso auf frischen Salat wie fein geraspelte Karotten oder gedünsteter Sellerie in Butter. Einfach Reste miteinander kombinieren, wie es euch in den Sinn kommt.
- Mit Toppings und Milchprodukten aufpeppen: Nüsse, Samen, Saaten und Kerne peppen jeden Salat auf. Ebenso Ziegenkäse und Feta. Aber auch Quark oder Frischkäse lässt sich herrlich mit geraspeltem Gemüse zu einer Raita mischen. Gehobelter Parmesan passt wunderbar, ebenso Sahne im Dressing. Auch Nussmuse, Pflanzenmilch oder der Rest eines Brotaufstrichs oder Fruchtsaftes finden im Dressing Platz. Und je nach Jahreszeit können auch kleine (oder große) Kräuterreste verarbeitet werden.
Knallbunter Wintersalat
Zutaten
- ¼ Rotkohl
- Etwas Petersilie
- 1 Stange Staudensellerie
- 1 Blutorange
- 5 cm weißer Rettich
- 1 Karotte
- 2 vorgekochte Rote Bete
- 1 Becher saure Sahne
- Olivenöl
- 1 EL Weißweinessig
- 1 EL Zitronensaft
- Agavendicksaft
- Salz
- Pfeffer
- Schwarzkümmel
Anleitungen
- Rotkohl fein raspeln und Staudensellerie sehr fein schneiden. Mit gehackter Petersilie, Olivenöl und etwas Salz mischen und ziehen lassen. Rettich und Karotte grob raspeln und mit Zitronensaft, Agavendicksaft und Salz mischen. Rote Bete fein reiben und mit saurer Sahne mischen. Mit Salz und Pfeffer würzig abschmecken. Mit Schwarzkümmel betreuen und servieren. (Dazu würde auch herrlich Quinoa oder Hirse passen.)
Beide Daumen hoch! Hier wird auch möglichst alles irgendwie aufgebraucht, anstatt schnell mal weggeworfen. Und wenn’s nur so ist, dass ich den Mann immer wieder dran erinnere „Da wäre noch…“ und „Du hast fei noch eingefroren…“. 😀
Deinen Salat würde ich übrigens direkt so nachmachen. Ok, Joghurt statt saurer Sahne würde ich nehmen, aber das ist halt einfach so ’nen Geschmacksding. ^_^
Liebe Ramona,
haha ja, bei mir muss auch der Mann oft drunter leiden. Er ist die Truhe immer wieder leer. 🙂
Das mit dem Joghurt stimmt, aber die saure Sahne war eben auch ein Rest!
Liebe Grüße,
Lena
Das gefällt mir alles sehr gut, liebe Lena. Bei mir wird auch nichts weggeschmissen. Auf die Salatverwertung bin ich noch gar nicht gekommen, wenn ich nicht weiß, wohin mit den Gemüseresten, dann wandern die ins Tiefkühlfach in den Beutel für Gemüsebrühe. Eines schönen Tages werden dann die ganzen Gemüseschnipsel verkocht. Vielleicht sollte ich mal mehr Salat essen, hm?
Liebe Grüße!
Julia
Liebe Julia,
so oder so, was nicht weggeschmissen sonder weiterverarbeitet wird, finde ich gut. Deine Möglichkeit ist super, denn ich hab auch nicht immer Lust auf Salat.
Was mich zu den bunten Salaten bringt ist oft der Protest gegen grüne Salat oder sogenannte Marktsalat in Restaurants – ganz ehrlich, da krieg ich Zustände bei so viel Kreativlosigkeit 🙂
Alles Liebe,
Lena